Synergie

Die Internet-Revolutionen

Verstehen Sie die Überschrift nicht falsch, es geht nicht um die revolutionäre Inter-netentwicklung. Es geht um tatsächliche Revolutionen, erst möglich geworden durch das Internet. Die Araber stehen auf gegen Regimes, die seit Jahrzehnten die Völker unterdrücken. Die Despoten hatten ihr Volk im Griff, mit Militärgewalt, mit Repression, mit wirt- schaftlicher Macht, mit Angst und Terror. Sie hatten alles und jeden im Griff, das „Ölpintli“ war in ihren Händen. Nur eines hatten sie nicht im Griff: Die Despoten realisierten nicht, welche Gefahr das Internet für das eigene Machtgefüge darstellt. Geschundene Menschen, die nichts zu verlieren haben, stehen auf, werden zu Märtyrern, fürchten niemanden mehr. Wenn nun diese Menschen plötzlich über Kommunikationsmöglichkeiten verfügen, um miteinander auszutauschen, zu vergleichen mit der Situation von Menschen in Europa, in Amerika, in China, um blitzschnell zu Demonstrationen aufzurufen, ja dann bröckelt die Macht der Despoten.

Kleiner Einschub: Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg war ein Informatikvirtuose. Er nutzte für seine Doktorarbeit die Technologie: "Speichern unter, ausschneiden, kopieren". Sein Charakter vermag nicht mit dem wohl vorhandenen Verstand mitzuhalten. Sein Rücktritt in Raten ist "tödlich" für ihn, seine Familie, seine politische Umgebung. Arroganz nach Gutsherrenart.

Wieder zur Sache, "von und zu Wirz". Die Araber erheben sich. Wer sich an Ge-schichtslektionen in der Schule erinnert, weiss, dass diese Araber über eine beispiellose Geschichte, Kultur und Tradition verfügen. Vergisst der einfache Lybier die Bettgenossenschaft von Sarkozy und Berlusconi mit dem rebellierenden Oberst? Nein, sicher nicht. Europa wird zusammen mit den Arabern gestärkt aus der Internetrevolution hervorgehen, mit Ausnahme der Italiener und Franzosen. Sie werden zu den grossen Verlierern gehören. Eine von diesen Nationen wird wohl dem Intimfreund Ghadhafi Asyl gewähren müssen (wie wäre es mit La Réunion ?) 

Wie sollen wir Europäer nun reagieren? (Wir Schweizer gehören irgendwie auch dazu.) Wir brauchen kein Geld nach Lybien zu schicken, die haben dort mehr als wir, einfach nicht in Papierform, sondern eher in öligen Tiefen, aber schlecht verteilt. Wir müssen den Arabern helfen, demokratische Strukturen zu schaffen und zu leben. Wenn es tatsächlich gelänge, in den arabischen Ländern demokratische Rechts-staaten zu errichten, so würde auch der islamische Terror zurückgedrängt. Wie funktioniert überhaupt der Islam in demokratischen Rechtsstaaten? 

Schon heute freue ich mich auf ein Bad im Mittelmeer, am feinen Sandstrand von Lybien, umgeben von lieben Lybiern. Sie werden alle eine Swatch tragen und einen Hybrid fahren. Wirtschaftlich helfen müssen wir den Ägyptern, sie haben wenig Bodenschätze. Findet Israel bald zu einer politischen Haltung gegenüber den Vorgängen im arabischen Raum? Es ist zu hoffen, darf aber auch erwartet werden.

Wenn dieser Artikel erscheint, ist Ghadhafi wohl gefallen, soweit dies überhaupt noch möglich ist.

Wir tun gut daran, uns die Ratschläge von er-fahrenen Islamkennern einzuholen, damit wir uns für die Begegnungen mit den Arabern vor-bereiten können. Wohl dem, der auch noch geführt wird.

Zum Schluss zitiere ich Marcel Rebiai aus seinem Buch "Islam, Israel und die Gemeinde":

"Jerusalem nimmt für das islamische Endzeit- geschehen eine zentrale Rolle ein. Jerusalem 

ist für den Islam die Stadt der Propheten und 

der Offenbarung Gottes. Sie ist nicht zufällig als

einzige Stadt in der islamischen Welt "Al Quds",

die Heilige, genannt."


CHRISTOPH WIRZ